TTC-Erste spielt wieder Landesliga
von Stefan Reichelt
Auch nach vielen Jahren als aktiver Tischtennis-Spieler erlebt man Manches zum ersten Mal: Eine Saison, die sich als einfache Halbrunde mit Unterbrechung über die gesamte Spielzeit zieht und ohne Rückspiele auskommen muss. Eine dennoch stattfindende Relegation. Ein Amateur-Spiel auf Bundesliga-Boden. Ein Schlussdoppel vor den Eingangsdoppeln. Die Verbannung eines Schwammes aus der Spielbox. Eine kämpferische Leistung wie in diesem ersten Relegationsspiel.
Nach einer sehr ungewöhnlichen Saison fand sich Rottweils erste Herrenmannschaft in der Relegation zur Landesliga wieder. Nicht zu unterschätzende Gegner sollten die Zweit-Vertretungen des VfL Sindelfingen und des SV Böblingen sein. Schwieriger machte das Unterfangen zudem der Austragungsort: Der Verband hatte sich für die Böblinger Halle, gespickt mit Bundesliga-tauglichem Boden, entschieden, wenngleich sich diese noch teilweise in der Bauphase befand. Für den TTC Rottweil ein echtes Auswärtsspiel, bei dem die Reichsstädter die längste Anreise hatten.
Dort, wo normalerweise die Böblinger Bundesliga-Damen ihre Heimspiele austragen, wartete auf den TTC zunächst der VfL Sindelfingen als erster Gegner und ein ungewöhnlicher Schiedsrichter-Fehler, der die Rottweiler in der Folge mental stark forderte.
Nachdem der Spielleiter die ersten beiden Doppel in der falschen Reihenfolge antreten ließ, hatte dies – den Regeln folgend – eine wenig ideale Konsequenz: Doppel 1 gegen Doppel 1 war gespielt und von den Rottweilern verloren worden. Es zählte damit bereits als vorweggenommenes Schlussdoppel, was eine schwere Hypothek darstellt, sollte das Spiel sich knapp entwickeln. Der TTC-Sieg aus dem fälschlich ausgetragenen Aufeinandertreffen der beiden Zweier-Doppel kam hingegen nicht in die Wertung, da diese Partie im Spielsystem nicht existiert. Nichtsdestotrotz waren die richtigen Doppel-Paarungen im Nachgang an Doppel 3 auszutragen. Beide Partien gingen an Sindelfingen, für die Rottweiler war zuvor nur das Doppel Neugebauer/Yen erfolgreich.
Psychologisch befanden sich die Grünen in der Schockstarre: Nur Timo Bausert konnte im Einzel gegen Sindelfingens Pickan überzeugen und es stand schnell 2:5 aus Rottweiler Sicht. Zwar gewann Wei-Hsuan Yen ihr Match, doch Timo Lehmann lag scheinbar aussichtslos mit 0:2-Sätzen gegen Alina Frey zurück. Sogar ein Time-Out, genommen vom verletzt pausierenden Team-Kollegen Stefan Reichelt, erwies sich als notwendig. In seinem Abschiedsspiel gab das Rottweiler Urgestein Lehmann aber nicht auf und drehte das Spiel mit tollen Ballwechseln zum 4:5 auf der Anzeigetafel.
Sindelfingen hatte sich wohl zu sehr im Vorteil gesehen und sah sich nun aufopferungsvoll kämpfenden Kontrahenten gegenüber. Selbst in brenzligen Situationen, wie einem erneuten 0:2 Rückstand im Einzel von Comebacker Sebastian Hirschberg, gaben sich die Rottweiler nicht geschlagen. Neben Hirschberg, der seine Partie erfolgreich drehte, gewannen auch Christoph Neugebauer, Timo Bausert, Gerd Müller und zum 9:5-Schlusspunkt Wei-Hsuan Yen.
Das sensationell nach hohem Rückstand gewonnene Spiel brachte dem TTC als Sieger eine mehrstündige Pause ein, währenddessen Sindelfingen gegen den SV Böblingen mit 9:5 gewinnen konnte. Rein rechnerisch hätte den Rottweilern im abschließenden Aufeinandertreffen mit den Hausherren eine 6:9-Niederlage zum Gewinn der Relegation gereicht.
Selbst mit teilweise nachlassenden körperlichen Kräften bot der Vizemeister der Landesklasse 5 aber ein gutes Match. Zunächst blieb noch offen, wer auf die Siegerstraße gelangen sollte. Nach einem 2:1 aus den Eingangsdoppeln konterte der SV Böblingen mit zwei Erfolgen im vorderen Paarkreuz. Der Gegen-Konter in Form von Hirschberg, Müller und Yen brachte die Rottweiler mit 5:3 in Front. Nur ein Zähler fehlte den TTC-lern damit noch zum Aufstieg. Nachdem Böblingen zwischenzeitlich ausglich, zeigte Timo Bausert eine gute Leistung. Trotz des fehlenden – weil vom Schiedsrichter im ersten Einzel als unzulässig verbannten – Schwammes zum Schlägertrocknen, gewann Rottweils Winterzugang in vier Sätzen. Der Aufstieg stand fest, erste Bierflaschen wurden ausgegeben. Noch lief das Spiel aber. Beflügelt vom bereits erspielten Relegations-Gewinn brannte aber auf TTC-Seite nichts mehr an, die Begegnung ging mit 9:5 an Rottweil.
Die Neu-Landesligisten feierten ihren Erfolg noch bis in den nächsten Tag hinein und freuen sich auf die Rückkehr in die Liga, die sie 19/20 nach dem Corona-bedingten Abbruch frühzeitig wieder verlassen mussten.